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Gebäudetechnik

Asbest: Unsichtbare Gefahr im Alltag

Datum
8.7.25
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Asbest ist längst verboten, doch das Problem ist nicht verschwunden. Für Hauswarte und das Facility Management in der Schweiz bleibt der Umgang mit diesem gefährlichen Stoff ein zentrales Thema mit wachsender Verantwortung.

Asbest war jahrzehntelang ein Wunderstoff der Bauindustrie. Hitzebeständig, isolierend, langlebig – diese Eigenschaften machten ihn bis in die 1990er-Jahre hinein zur Standardlösung für viele Bauteile, insbesondere in öffentlichen und gewerblichen Gebäuden. Inzwischen ist Asbest in der Schweiz verboten, doch seine Spuren sind überall – in Fassadenverkleidungen, Lüftungskanälen, Bodenbelägen, Dichtungen oder Brandschutzplatten. Für die Reinigungs- und Unterhaltsbranche, vor allem für Hauswarte und Facility Manager, bedeutet das: Wissen, Sensibilität und Handlungskompetenz sind wichtiger denn je. Denn viele Gebäude im Bestand stammen aus der Zeit, als Asbest noch bedenkenlos verbaut wurde – und seine Gefahren sind trügerisch unsichtbar.

Trotz des offiziellen Verbots seit 1990 bleibt Asbest ein alltägliches Thema in der Instandhaltung. Gebäude altern, Nutzungen ändern sich, Umbauten stehen an. Genau hier wird es heikel. Denn Asbest ist vor allem dann gefährlich, wenn er beschädigt oder bearbeitet wird – wenn also Fasern freigesetzt werden, die eingeatmet werden können. Das passiert nicht nur bei umfassenden Sanierungen, sondern kann bereits durch einfache Bohrungen, Bodenbelagsarbeiten oder das Entfernen alter Leuchten geschehen. Viele Risiken bleiben unbemerkt, solange keine professionelle Einschätzung erfolgt – was Hauswarte in eine Schlüsselrolle bringt. Wer Gebäude unterhält, ist oft der Erste, der potenziell asbesthaltige Materialien erkennt, und der Letzte, der es sich leisten kann, Warnzeichen zu ignorieren.

Die rechtlichen Vorgaben sind eindeutig: Sobald Asbest vermutet wird, müssen Fachleute beigezogen werden. Eigenmächtige Eingriffe durch das Hauswartsteam sind nicht nur gesundheitlich riskant, sondern auch haftungsrechtlich ein Problem. Trotzdem zeigen aktuelle Beobachtungen, dass das Bewusstsein für Asbest im Facility Management zwar gestiegen ist, aber längst nicht flächendeckend vorhanden. Viele Mitarbeitende verfügen nicht über die nötige Ausbildung, um kritische Materialien zu erkennen oder korrekt zu reagieren. Es fehlt an interner Kommunikation, standardisierten Prozessen und konkreten Zuständigkeiten. Hier liegt eine der grossen Herausforderungen der Gegenwart – und eine zentrale Aufgabe für die nächsten Jahre.

Was heute bereits umgesetzt wird – und was kommt
Der Umgang mit Asbest im Gebäudebestand verlangt nach konkreten Lösungen, die im Alltag funktionieren. In der Schweiz gibt es bereits eine Reihe an etablierten und sich entwickelnden Instrumenten, die Facility Manager, Hauswarte und Gebäudeeigentümer nutzen, um Risiken zu minimieren und rechtlich auf der sicheren Seite zu bleiben. Diese Lösungen lassen sich in vier zentrale Handlungsfelder gliedern:

1. Digitale Asbesterfassung und Gebäudekataster
In vielen Gemeinden und bei grösseren Immobilienverwaltungen werden derzeit digitale Kataster aufgebaut, in denen asbestverdächtige oder bereits bestätigte Fundorte systematisch erfasst werden. Solche Datenbanken enthalten Materialanalysen, Risikobewertungen, Laborberichte und geplante Massnahmen für einzelne Bauteile. Für Facility Manager bedeutet das einen grossen Vorteil: Sie können auf verlässliche Informationen zurückgreifen, bevor Reparaturarbeiten oder Umbauten überhaupt beginnen. Die Kataster sorgen dafür, dass Wissen nicht an einzelne Personen gebunden ist, sondern organisationsweit verfügbar bleibt. Auch der Zugriff von Externen – etwa Planern, Sanierungsfirmen oder Behörden – kann strukturiert freigegeben werden. Langfristig werden diese Systeme vermutlich Teil übergeordneter Gebäudeverwaltungsplattformen, etwa im Kontext von BIM (Building Information Modeling), sodass Schadstoffinformationen direkt mit Wartungs- und Renovationsdaten verknüpft werden.

2. Asbest-Check bei Standardarbeiten
Immer mehr Betriebe führen einfache Asbest-Prüfroutinen ein, die vor alltäglichen Arbeiten durchgeführt werden – insbesondere bei Eingriffen in ältere Bausubstanz. Das betrifft zum Beispiel das Anbohren von Wänden, das Entfernen alter Bodenbeläge oder das Auswechseln technischer Installationen. Mitarbeitende werden darin geschult, vor dem Eingriff eine kurze Risikoeinschätzung durchzuführen: Wann wurde das Gebäude gebaut? Welche Materialien sind verbaut? Gibt es bekannte Risiken an dieser Stelle? Wird Unsicherheit festgestellt, wird der Fall an Fachpersonen übergeben. Teilweise wird dieser Prozess durch mobile Apps unterstützt, die eine standardisierte Entscheidungsfindung ermöglichen. In ersten Pilotprojekten werden sogar QR-Codes auf Bauteilen oder Technikräumen verwendet, über die spezifische Schadstoffinformationen direkt auf dem Smartphone abrufbar sind. Dieser präventive Sicherheitscheck ist noch keine gesetzliche Pflicht, entwickelt sich aber zum neuen Branchenstandard.

3. Schulungen und Zertifizierungen
Ein weiterer, zentraler Baustein ist die gezielte Aus- und Weiterbildung. Immer mehr Facility-Dienstleister integrieren asbestspezifische Schulungsinhalte in ihre Ausbildungsprogramme – mit Fokus auf Erkennung, rechtlicher Einordnung und korrektes Verhalten bei Verdachtsmomenten. Diese Schulungen richten sich nicht nur an technische Leiter, sondern an das gesamte operative Personal. Denn gerade die alltäglichen Begegnungen mit potenziell gefährlichen Materialien – etwa beim Kontrollgang, bei der Störungsbehebung oder der Raumvorbereitung – erfordern ein sicheres Gespür. Zunehmend werden diese Lernmodule digital angeboten, in Form von E-Learning-Plattformen oder kurzen Trainingsvideos, damit auch temporäre Kräfte oder Aushilfen jederzeit geschult werden können. Perspektivisch ist davon auszugehen, dass der Nachweis solcher Schulungen zu einem festen Bestandteil bei öffentlichen Ausschreibungen oder behördlichen Kontrollen wird.

4. Zusammenarbeit mit spezialisierten Asbestpartnern
Immer mehr Hauswartungsfirmen und FM-Dienstleister schliessen feste Kooperationsverträge mit spezialisierten Asbestdiagnostik- und Sanierungsunternehmen ab. Diese Partnerschaften ermöglichen es, bei Verdachtsfällen schnell zu handeln und gleichzeitig rechtlich abgesichert zu bleiben. Bei Bedarf kann sofort eine Begutachtung durchgeführt, eine Materialprobe genommen und innerhalb kurzer Zeit eine Gefahreneinschätzung vorgenommen werden. Manche Unternehmen vereinbaren zudem pauschale Jahresverträge für eine definierte Anzahl an Objekten, wodurch nicht nur die Reaktionszeit sinkt, sondern auch die Kosten besser kalkulierbar werden. Für Hauswarte bedeutet das eine spürbare Entlastung: Sie sind nicht mehr allein dafür verantwortlich, zu entscheiden, ob ein Material riskant ist oder nicht, sondern können strukturiert auf externe Fachkompetenz zurückgreifen – und zugleich professionell dokumentieren, wie mit dem Verdachtsfall umgegangen wurde.

5. Zukunftstechnologien zur Erkennung und Dokumentation
Der technologische Fortschritt macht auch vor der Schadstofferkennung nicht halt. Erste Entwicklungen deuten darauf hin, dass Facility Manager künftig auf intelligente Werkzeuge zurückgreifen können, die Asbestverdachtsflächen automatisiert erkennen und bewerten. In Forschungsprojekten werden derzeit tragbare Scanner getestet, die mit Hilfe von spektralanalytischen Verfahren oder KI-gestützter Mustererkennung Oberflächen untersuchen und in Echtzeit Rückschlüsse auf asbesthaltige Materialien zulassen. Diese Systeme sollen helfen, Verdachtsmomente frühzeitig zu bestätigen oder zu entkräften – ohne aufwendige Laboranalysen bei jedem kleineren Eingriff.

Ein weiterer spannender Trend ist der Einsatz von Augmented Reality (AR) in der Gebäudebewirtschaftung. Denkbar ist, dass Mitarbeitende künftig mit AR-Brillen oder mobilen Geräten durch Technikräume oder Untergeschosse gehen und dabei eingeblendete Informationen zu verbauten Materialien, Sanierungsverläufen oder potenziellen Gefahrenzonen erhalten. Diese visuelle Integration von Schadstoffdaten in den Gebäudebetrieb könnte nicht nur die Sicherheit erhöhen, sondern auch das Verständnis für komplexe Zusammenhänge fördern – besonders bei neuen Mitarbeitenden oder temporären Kräften. Kombiniert mit digitalen Katasterdaten entsteht so ein interaktives, durchgängiges Risikomanagementsystem.

Zudem wird mittelfristig erwartet, dass die Dokumentation und Kommunikation asbestrelevanter Informationen noch stärker automatisiert wird. KI-basierte Tools könnten automatisch erfassen, welche Gebäudeteile potenziell betroffen sind, Sanierungsbedarf berechnen oder rechtliche Schwellenwerte prüfen. Dadurch entsteht mehr Transparenz für Eigentümer, Verwaltung und Versicherer – und eine bessere Planbarkeit für alle Beteiligten.

Diese technologischen Entwicklungen stehen erst am Anfang, doch sie markieren bereits jetzt einen tiefgreifenden Wandel in der Art und Weise, wie Facility Management künftig mit Altlasten umgehen wird. Asbest wird damit von einem schwer greifbaren Risiko zu einem aktiv steuerbaren Faktor im digitalen Gebäudebetrieb. Wer sich rechtzeitig mit diesen Möglichkeiten vertraut macht, wird nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch ein starkes Zeichen für Verantwortung und Zukunftsfähigkeit setzen.

Fazit
Asbest mag ein altes Problem sein – doch seine Bedeutung wächst im Gebäudebetrieb weiter. Für Facility Manager und Hauswarte ist die Herausforderung klar: Wer Risiken erkennt, dokumentiert und strukturiert kommuniziert, schützt nicht nur Gesundheit und Gebäude, sondern auch Vertrauen. Die Zeit des Verdrängens ist vorbei. Jetzt geht es um Verantwortung, Transparenz – und um die Zukunftsfähigkeit einer ganzen Branche.

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