In der Geschichte wurden die Käfer absichtlich ins Schlafzimmer gebracht, solches kommt in der Realität natürlich kaum vor. Trotzdem muss bei Insektenproblemen immer zuerst der Ursprung geklärt werden: Ameisen dringen aktiv in Gebäude ein auf der Suche nach Nahrung oder Unterschlupf. Bettwanzen werden passiv eingeschleppt mit unserem Gepäck oder gebrauchten Gegenständen. Vorratsschädlinge schliesslich werden auch eingeschleppt und können sich dann in unseren Lebensmitteln rasant vermehren.
Für eine erfolgreiche Behandlung muss präzise geklärt werden um welchen Schädling es sich handelt und wo sie sich aufhalten, andernfalls ist eine Behandlung in der Regel nicht erfolgreich. Aufgrund der genauen Abklärung wird bestimmt, welche Wirkstoffe am effektivsten und in welcher Formulierung angewendet werden oder welche physikalischen Methoden (z.B. Wärmebehandlung) zum Einsatz kommen, auch ob Nachbehandlungen oder -kontrollen notwendig sind.
In der Ausbildung zur Fachbewilligung allgemeine Schädlingsbekämpfung VFB-S, die vom Verband Schweizer Schädlingsbekämpfer VSS (www.fsd-vss.ch) durchgeführt wird, lernen die Teilnehmenden was in diesem Beruf wichtig ist. Der Schädlingsbekämpfungsstandard EN16636 definiert zudem den aktuellen Stand der Technik betreffend Information der Kunden und Dokumentation der ausgeführten Arbeiten.
Die Tätigkeit als Kammerjäger hat sich in den letzten Jahren zu einer Spezialaufgabe gewandelt: Das Umfeld und die zugelassenen Produkte ändern sich rasant und der Schädlingsbekämpfer muss sich permanent weiterbilden um eine zuverlässige Dienstleistung erbringen zu können. Im Folgenden soll dargelegt werden wie gegen häufig auftretende schädliche oder lästige Insekten vorgegangen werden kann, wann das überhaupt notwendig ist und zu welchem Zeitpunkt der Spezialist hinzugezogen werden sollte.
Im Frühling beginnt die Schädlingsbekämpfungssaison mit dem Auftreten von Ameisen im und ums Gebäude. Da die Nahrungsgrundlagen in der Natur noch beschränkt sind und die Temperaturen zeitweise noch tief fallen, „verirren“ sich einzelne Kundschafter in unsere Gebäude. Finden sie dann eine Nahrungsquelle kommt es zur klassischen Ameisenstrasse. Hier schaffen im Handel erhältliche Köderdosen oft schnelle Abhilfe, gelingt dies nicht, ist das ein Fall für den erfahrenen Schädlingsbekämpfer. Im Frühsommer sind dann geflügelte Ameisen auf dem Hochzeitsflug zu beobachten: Die grosse Menge von vielen Hundert Individuen ist lästig und obschon das Phänomen nach wenigen Tagen oder Wochen von selbst wieder aufhört, kann eine professionelle Behandlung notwendig sein.
Ebenfalls ein Thema für den Frühling sind Spinnen. Eigentlich sind sie sympathische Mitbewohner, vertilgen sie doch andere Insekten und man sagt ihnen nach, ein gesundes Wohnklima anzuzeigen. Probleme können grössere Mengen von Spinnennetzen an einer Fassade verursachen, wenn sie mit der Zeit durch Staub schwarz verfärbt sind und ein schlechtes Bild machen. Da Spinnen ihrer Nahrung (den Insekten) folgen, kann versucht werden durch Reduktion der Beleuchtung, welche Insekten anlockt, das Problem zu minimieren. Abhilfe kann auch der Einsatz von LED-Leuchtmitteln bringen. Ist das nicht möglich oder gelingt es nicht ausreichend, kann eine „Spinnenbehandlung“ die Lösung sein. Für die Aussenanwendung stehen keine klassischen Insektizide oder Akarizide mehr zur Verfügung nachdem die Zulassungen vieler Produkte angepasst werden mussten. Mittlerweile sind jedoch verschiedene Repellentien zugelassen, welche richtig und rechtzeitig (Frühling) angewendet, einen ähnlichen Effekt haben.
Im Gegensatz zu den bisher beleuchteten Insekten sind Schaben mit wenigen Ausnahmen nicht heimisch in Mitteleuropa. Kakerlaken, wie man sie auch nennt, stammen aus Gegenden mit tropischem Klima. Typische Vertreter sind die Deutsche und Orientalische Schabe, welche rund 80% der Fälle in der Schweiz ausmachen. Die Einschleppung erfolgt mit Waren oder Leergebinden oft nicht direkt aus den Tropen, eher von Lieferanten oder Händlern, welche nicht rechtzeitig die nötigen Massnahmen getroffen haben.
Schaben mögen generell ein dunkel-feucht-warmes Umfeld und leben zurückgezogen in Ihren Verstecken. In der Nacht machen sie Ausflüge um Nahrung aufzunehmen, wobei sie sehr anspruchslos sind. Wegen der versteckten Lebensweise ist für den Laien in der Regel nur die Spitze des Eisbergs sichtbar – wo man ein paar Schaben entdeckt sind in der Regel noch viele mehr. Darum gehört die Bekämpfung in professionelle Hände, wobei mehrheitlich mit Gel-Ködern gearbeitet wird: Richtig angewendet sind die Produkte sehr effektiv und ein Befall kann normalerweise relativ rasch getilgt werden. Orientalische Schaben setzten sich zuweilen in der Kanalisation fest, hier ist Ihnen nicht mehr beizukommen und man muss sich darauf beschränken die bauliche Struktur so zu verbessern, damit sie dort bleiben wo sie sind. Kanalreinigung und -sanierung dezimieren den Befall in der Regel deutlich.
Vorratsschädlinge umfassen viele Arten von Motten und Käfern, die ebenfalls nicht heimisch sind in unseren Breiten. Wie der Name sagt, befallen sie unsere Lebensmittelvorräte: Getreideprodukte aller Art, Nüsse, Kräuter und Schokolade. Mit anderen Worten, sie finden in jeder Küche etwas. Im Sommer ist zwar eine aktive Zuwanderung theoretisch möglich, in der Praxis werden Vorratsschädlinge jedoch mit den Produkten. von welchen sie sich ernähren eingeschleppt. Schon bevor ein Befall auftritt ist man gut beraten, alle Vorräte möglichst dunkel, kühl und in gut verschlossenen Gebinden wie Dosen zu lagern. Ein Befall kann sich so weniger schnell ausbreiten und der Schaden hält sich in Grenzen. Mit der Entsorgung der befallenen Ware ist das Problem oft schon erledigt, in wenigen Fällen braucht es eine eigentliche Behandlung. Mottenfallen, welche in jeder Drogerie erhältlich sind, können nützliche Hilfsmittel sein. Sie sollten präventiv (zur Befallserkennung) oder nach einer Bekämpfung/Entsorgung als Erfolgskontrolle eingesetzt werden. Da nur Mottenmännchen angelockt werden, kann ein akuter Befall damit nicht bekämpft werden.
Unter dem Begriff Materialschädlinge werden Textilschädlinge wie Kleidermotten oder Teppichkäfer, jedoch auch Silberfischchen und viele andere zusammengefasst. Oft ist das Vorgehen ähnlich wie bei den Vorratsschädlingen in Lebensmitteln: der Befallsherd wird ausfindig gemacht und muss in der Regel entsorgt werden. Ein zerfressener Teppich wird trotz Behandlung nicht mehr ganz. Selbstverständlich verhält es sich mit historischen Gegenständen oder Ausstellungsstücken anders, solche Fälle sind in enger Zusammenarbeit der Fachleute zu klären.
Ein zunehmendes Problem sind Bettwanzen. Diese Insekten haben sich über Jahrtausende an den Menschen angepasst und ernähren sich ausschliesslich von unserem Blut. Glücklicherweise konnte bisher noch keine Übertragung von Krankheiten durch den Stich der Bettwanzen nachgewiesen werden. Der Stich selbst wird meist nicht bemerkt. Hautreaktionen, die durch den Speichel der Wanzen hervorgerufen werden, setzen erst ein, wenn die Wanze den Wirt verlassen hat. Die Stiche sind jedoch für rund 80% der Bevölkerung sehr unangenehm, da sie während bis zu 14 Tagen stark jucken. In der Apotheke erhältliche Salben können das Ärgernis lindern.
Bettwanzen gelangen als blinde Passagiere im Reisegepäck oder mit gebrauchten Möbeln ins neue Domizil. Dort angekommen, breiten sie sich dann aktiv auf ihren sechs Beinen aus. Der bevorzugte Aufenthaltsbereich von Bettwanzen liegt im Schlafbereich des Menschen. Dort verbergen sie sich tagsüber in Ritzen und Spalten und kommen nur nachts zur Blutmahlzeit aus ihrem Versteck. Dieses befindet sich bevorzugt in Falzen von Matratzen, in Ritzen und Spalten von Bettrahmen und -rost, hinter Bildern oder Fussleisten und in Elektrokanälen. Die Umgebung der Aufenthaltsorte und die Laufwege der Wanzen sind durch den dunklen Kot gut erkennbar.
Ausgewachsene Bettwanzen können Kälte ohne weiteres über einen längeren Zeitraum ertragen, Feuchte und Hitze dagegen nicht. Hunger erträgt die Bettwanze bei niedrigen Temperaturen bis zu einem Jahr. Bei Hunger können die Wanzen auch erstaunlich weite Wanderungen unternehmen und so in Nachbarzimmer oder andere Wohnungen gelangen.
Wer auf Reisen von Bettwanzen gestochen worden ist, für den empfiehlt sich bei der Rückkehr eine sorgfältige Kontrolle des Reisegepäcks. Bei positivem Befund ist dieses zu behandeln, bevor es in die Wohnung gelangt. Für eine effektive Bekämpfung müssen alle Verstecke der Wanzen gefunden werden. In manchen Fällen können Bettwanzen-Spürhunde hier wertvolle Dienste leisten. Eine Behandlung ist mit chemischen Bekämpfungsmitteln möglich. Schon länger werden Wärmebehandlungen für den gesamten befallenen Raum angeboten. Da die Tilgung eines Bettwanzenbefalls sehr anspruchsvoll ist, gehört sie in professionelle Hände.
Beim gemütlichen Abendessen im Gartenrestaurant oder beim Glacéschlecken im Freibad ist die Wespe rasch zur Stelle. Sie ist wild auf Süssigkeiten. Diese Vorliebe kann für den Menschen gefährlich werden. Grundsätzlich ist es aber falsch, Wespen als Schädlinge abzustempeln. Diese Insekten erfüllen nämlich eine wichtige Aufgabe im Gleichgewicht der Natur. Sie vertilgen echte Schädlinge wie Blattläuse, Fliegen und Spinnentiere und sind Bestäuberinnen von Obstkulturen.
Bevor Sie selber ein Wespennest entfernen, sollten Sie sich mit der Situation vertraut machen. Denn obwohl ein Wespenspray ein effizientes Bekämpfungsmittel ist, kann es im Zweifelsfall besser sein, einen Spezialisten aufzubieten, der über die nötige Ausrüstung und Erfahrung verfügt. Folgende Tipps erleichtern die Entscheidung:
Situation 1: Das Wespennest befindet sich in einiger Entfernung zu bewohnten Räumen. Die Wespen bilden keine direkte Bedrohung, sondern sind höchstens lästig. Bei richtigem Verhalten (Speisen und Getränke im Freien zudecken, süsse Getränke mit dem Röhrli trinken, Speisereste sofort wegräumen, keine hastigen Bewegungen machen) besteht für Erwachsene keine Gefahr. Kleinkinder sollte man nicht unbeaufsichtigt lassen. Die Wespen und ihr Nest können in Ruhe gelassen werden.
Situation 2: Das Nest ist so nahe, dass auch Erwachsene Gefahr laufen, gestochen zu werden. Das Nest und der Nesteingang sind sichtbar und auch leicht erreichbar. Solche Nester können von Laien unschädlich gemacht werden. Bitte beachten Sie die Gebrauchsanweisung auf der Spraydose.
Situation 3: Die Bedrohung ist ebenfalls akut, das Nest oder der Nesteingang aber nicht sicht- oder erreichbar (z.B. in grosser Höhe, unter dem Dach, Rollladenkasten usw.). In diesem Fall sollte unbedingt ein Spezialist zu Hilfe gerufen werden.
Was tun nach einem Stich? Keine Panik, ruhig bleiben. Stich mit Eis kühlen und mit Essigsaurer Tonerde oder Fenistil abdecken. Allergiker, oder nach Wespenstichen in Rachen oder Mund, sofort die Sanität rufen.
In diesem Artikel konnte nur ein kleiner Teil der schädlichen und lästigen Insekten beleuchtet werden. Die über 50 Schädlingsbekämpfungsbetriebe, welche im Verband zusammengeschlossen sind, beraten Sie jederzeit gerne vor Ort, identifizieren Schädlinge auf Bildern oder bestimmen eingesandte Exemplare. www.fsd-vss.ch
Manuel Wegmann,
Geschäftsführer Anticimex AG
Präsident Verband Schweizer Schädlingsbekämpfer
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